Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und die Kulturstiftung der Länder fördern in diesem Jahr den Erhalt einzigartiger Quellen zur deutschen Demokratiegeschichte. Die Dokumente erzählen von antidemokratischen Kräften und rechtsextremer Gewalt, aber auch von der Nachkriegszeit und der Etablierung einer demokratischen Staatsform. Für den gesamten Förderjahrgang werden in diesem Jahr rund 2,7 Millionen Euro bereitgestellt. 

KEK-Modellprojektförderung

Antidemokratische Ideologien und rechtes Gedankengut sind Teil deutscher Geschichte. Weil Primärquellen der extremen Rechten nach 1945 nur selten überliefert sind, kommt ihrer Dokumentation eine umso wichtigere Rolle zu. Die größte Sammlung dieser Art wird im antifaschistischen pressearchiv und bildungszentrum berlin e.V. (apabiz) bewahrt. Gesammelt wird Material zu rechten Parteien und Akteur·innen, darunter Bücher, Zeitschriften, Flugblätter und Aufkleber. Das apabiz unterstützt mit seiner Arbeit Forscher·innen, Aktivist·innen und Journalist·innen, leitet politische Bildungsprojekte und beteiligt sich an Initiativen wie NSU-Watch. Im Rahmen eines KEK-Modellprojekts sichert das apabiz die Sammlung des Rechtsextremismusforschers Richard Stöss. Sie stellt den wohl umfassendsten Materialbestand rechter Strukturen und Parteien nach 1945 in Deutschland dar. Insgesamt werden in der KEK-Modellprojektförderung 33 Projekte mit rund 340.000 Euro gefördert. Hinzu kommt ein Schwerpunkt im Bereich Notfallvorsorge in Höhe von 100.000 Euro. 

Lagerung von Akten im Archiv
Der Sonderbestand ZISowiFo wird in der KEK-Modellprojektförderung gesichert. © antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum berlin e.V. (apabiz)

BKM-Sonderprogramm

Andere Originalquellen, die gesichert werden wollen, zeugen von einer fast vergessenen Episode deutscher Demokratiegeschichte: Intakte Druckereien und eine gute Papierversorgung lockten nach 1945 für kurze Zeit renommierte Verlage nach Wiesbaden. Es folgte eine Blüte literarischen Lebens. Im Zuge der "Re-education" förderten die US-Besatzungsbehörden gezielt politische Literatur und Publikationen von Künstler·innen, die während der NS-Zeit mundtot gemacht worden waren. Auch die "Beat Poets" wurden erstmals in deutscher Übersetzung gedruckt. Am Beispiel Wiesbadens lassen sich wie unter einem Brennglas erste literarische und politische Schritte der jungen Bundesrepublik hin zu einer offenen Demokratie nachvollziehen. Mit Unterstützung der BKM werden an der Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain mehr als 3.000 Druckwerke aus dieser Zeit gesichert. Insgesamt werden im BKM-Sonderprogramm 88 ein- und mehrjährige Projekte mit insgesamt 2,3 Millionen Euro unterstützt.